1.Preis: 9. Sächsische Landesgartenschau
Nichtoffener Ideen- und Realisierungswettbewerb
Perspektive - Blick über die Eichwiese
Die Landesgartenschau Torgau steht unter dem Thema Natur - Mensch - Geschichte. Die Natur prägt die Stadt Torgau und ihre Umgebung, sie gibt dem Gartenschaugelände den Rahmen. Der Mensch steht im Mittelpunkt, und mit der Landesgartenschau eröffnen sich neue Möglichkeiten des Miteinanders, der Aneignung neuer Flächen, und des bürgerschaftlichen Engagements. Die Geschichte ist in Torgau präsent wie in kaum einer anderen Stadt der Region, sie zieht Besucher an und bereichert das gesamte Projekt.
Die drei Themen sind räumlichen Schwerpunkten zugeordnet, jedoch gibt es keine eindeutige Trennung, denn alle Themen sind im gesamten Gartenschaugelände, und auch in der gesamten Stadt, immer stark miteinander verknüpft.
All dies gibt dem zukünftigen Gartenschaugelände bereits jetzt einen starken Charakter – bestimmt durch die Vegetation, die Lebensräume für Tiere und Pflanzen, den Bezug zur Elbe und zur Altstadt, die Geschichte von Renaissance bis Festungsbau. Mit dem Entwurf sollen diese Potentiale aufgegriffen und behutsam weiter entwickelt, sowie auf neue Weise nutzbar gemacht werden.
Informationen zum laufenden Projekt gibt es hier.
25 ha
01.2018 bis 04.2018
Stadt Torgau
Nichtoffener Wettbewerb
Das Wettbewerbsergebnis bei competitionline.
Städtebauliches Konzept
1. Städtebauliche, landschaftsarchitektonische und funktionale Konzeption
Das Glacis mit den Teichen bildet bereits heute einen Teil des Stadtparks in Torgau. Mit der Gartenschau wird dieser Teil erhalten und behutsam weiterentwickelt. Das System zweier parallel verlaufender Wege wird aufgegriffen und so weiter entwickelt, dass jeweils an den Enden die Wege in Form einer schmalen Platzfläche miteinander verbunden werden. Die „Schleifen“ bilden Rundwege, und die Plätze verbinden das Parkwegesystem mit der Umgebung, sie bieten Aussichtspunkte an der Elbe und verknüpfen den Park mit der Stadt. Bestehende Trampelpfade werden zur Verknüpfung mit dem Jungen Garten ausgebaut, so dass keine neuen Wegetrassen erschlossen werden müssen. Der Baumbestand bleibt erhalten, wird wo sinnvoll ergänzt, als Unterpflanzung bieten sich Waldstauden und schattenliebende Pflanzungen an, die überwiegend weiß bis hellblau blühen.
Die Wegeschleifen werden ergänzt durch das Element der „Spangen“, hier werden mit dem Stelzenspielplatz und dem Ornis-Steg Querverbindungen zum Teich aufgebaut, um diesen zu erschließen und erlebbar zu machen. Die Spangen verbinden auch die im Park vorhandenen kleinen historischen Orte mit Denkmalen und Spielgelegenheiten.
Die größte der Spangen erschließt das ehemals industriell genutzte Gebiet an der Straße Am Stadtpark, und verbindet das Glacis mit dem „Jungen Garten“. Hier werden Teile zweier Bestandsgebäude erhalten, für die Gartenschau nutzbar gemacht und können dauerhaft für Sport- und Freizeitangebote sowie Vereine genutzt werden. Sportflächen sowie Angebote für alle Generationen bieten hier neue Aneignungs- und Nutzungsmöglichkeiten für große und kleine TorgauerInnen. Ein großes Kletterspiel, angelehnt an die Gestaltung großer Volieren und frei tragender Zeltdachkonstruktionen, prägt den neu entstandenen Freiraum. Weithin sichtbar, soll hier ein echter Anziehungspunkt für die Sport- und Freizeitnutzung entstehen.
Nördlich verlängert werden auf relativ schmaler Fläche die bestehenden Kleingärten durchquert und erschlossen. Die in der Mitte der Spange entstehende grüne Mitte kann dauerhaft als neuer Mittelpunkt der Kleingartenanlage genutzt werden.
Im nördlichen Teil des „Jungen Garten“ wird das Prinzip der Wegeschleifen wieder aufgegriffen, die bestehende offene Wiesenfläche mit schönem, alten Eichenbestand und einem Kiefernhain wird von dieser umschlossen, so dass die Weite in der Mitte erlebbar wird. An beiden „Enden“ sind jeweils Platzflächen angelegt, welche die „Eichwiesenschleife“ auf der östlichen Seite mit dem Elberadweg verbindet, und an der westlichen Seite eine Fläche für eine Skateanlage erlauben.
Am Elberadweg schlagen wir einen kleinen Aussichtspunkt „Deichgucker“ vor, so dass man auch direkt vom Gartenschaugelände über die Elbe schauen kann. Die wechselfeuchte Fläche mit altem Baumbestand wird behutsam als vielfältiger Lebensraum mit großer Biodiversität weiterentwickelt, intensive Nutzungen beschränken sich auf die Randbereiche entlang des Weges. Ein sonniger Bereich, im Kontrast zum Glacis mit seinem dichten Baumbestand, wird genutzt um Sommerstauden und trockenheitsliebende Pflanzen anzusiedeln. Auf diese Weise wird auch die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren entscheidend unterstützt.
Auch die Gestaltung im ehemaligen Schlachthofgelände greift das Thema der Spangen auf. Hier wird eine bis jetzt verschlossene Fläche geöffnet, und es entsteht mit der Stadthalle eine angemessene Nutzung, eine Verbindung zur Elbepromenade und zum Unterhafen wird hergestellt. Die bestehende Bastion wird als Aussichtspunkt gestaltet, von welchem aus man über blühende Staudenflächen auf die Silhouette der Stadt schaut - mit Schloss Hartenfels, St. Marienkirche und den anderen Türmen und Dächern der Altstadt. Der neue Stadthallengarten bietet Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten für Touristen, Besucher, für Gastronomie und für Veranstaltungen.
Ein kleines, aber feines Teilstück der Gartenschau ist die Bastion VII, hier bieten sich Ausstellungen mit historischem Schwerpunkt an, und für die dauerhafte Nutzung können die vier gangartigen Gewölbe gastronomisch und/oder kulturell genutzt werden.
Die verschiedenen Aussichtspunkte und Blickbeziehungen, welche sich an den kleinen Platzflächen der Wegeschleifen und im Stadthallengarten ergeben, verbinden den neuen Park mit den identitätsstiftenden Themen Elbe, Glacis, Wasserlandschaft und Altstadt. So verbinden sich die drei Themen Natur, Mensch und Geschichte nicht nur räumlich-funktional, sondern auch immer wieder visuell.
Die Straßen und Plätze am Promenadenring können in Ergänzung der Kernmaßnahmen Stück für Stück aufgewertet werden. Am Rosa-Luxemburg-Platz wird eine Schließung der westlichen Platzkante empfohlen, der Übergang zum Proviantmagazin und zur Fritz-Reuter-Gasse kann baulich und freiräumlich gefasst werden. Das Proviantmagazin selbst könnte mit einem Durchgang einen wichtigen Baustein innerhalb des städtischen Wegenetzes bilden, der Innenhof mit bestehendem Brunnen und Grün aufgewertet werden.
Eine Erweiterung der Lindenallee bis auf den heute als Parkplatz genutzten Lindenplatz wird vorgeschlagen, die bestehenden Gärten im weiteren Verlauf können zur Gartenschau besonders herausgeputzt werden. Der kleine Platz an der Elbstraße sollte konsequenterweise Elbeplatz genannt werden, mit seiner einfachen Gestaltung verbindet er Elbufer, Schloßstraße und die Gärten an der Stadtmauer.
Laga-Konzept
Dauerkonzept
2. Nachhaltigkeit und Konzeption der Dauernutzung
Das Glacis ist bereits Teil des Stadtparks und wird als solcher weiter erhalten. Die große Eichenwiese im Jungen Garten wird als naturnahe Fläche mit großer Artenvielfalt extensiv entwickelt. Intensive Nutzungen sind nur im Bereich der bestehenden, teilerhaltenen Gebäude, sowie mit der Skateanlage vorgesehen. Die Aneignung der heutigen Brachen für die BürgerInnen der Stadt steht hier im Vordergrund.
Ein Großteil der Flächen wird extensiv entwickelt, so dass die bestehenden Schutzgebiete nicht oder nur minimal berührt werden. Über eine artenreiche Vegetation wird die ökologische Vielfalt weiter erhöht, gleichzeitig bieten sich so auch Schwerpunkte der Gestaltung mit eine Vielzahl an Wildpflanzen. Große und kleine Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhöhen, so z.B. auch Nisthilfen und geschützte Habitate für Vögel, Amphibien und Insekten. All dies kann in die Gestaltung des Landschaftsparks einbezogen werden.
Die intensiven Nutzungen beschränken sich auf den ehemaligen Schlachthof sowie die Bastion VII, welche bereits heute baulich stark geprägt sind. Aber auch hier werden große Flächen so angelegt, dass sie dauerhaft extensiv gepflegt werden können. Wildstaudenflächen und Gräserbänder, ergänzt durch schattenspendende Bäume werden den Stadthallenpark und die angrenzenden Stellplätze prägen.
Die großen Stellplatzflächen dienen während der Gartenschau als Veranstaltungsfläche mit Bühne, sowie für einen großen Cateringstützpunkt, der hier auch ideal angefahren werden kann.
Der neue Schwerpunkt Sport und Freizeit im Jungen Garten mit Klettergarten, Kletterhalle, Gartenhalle und bestehenden Kleingärten kann auf bestehende Gebäudeteile zurückgreifen, sofern dies konstruktiv verhältnismäßig ist. Die Bewirtschaftung kann durch Vereine und/oder kommerziell erfolgen. Die Gartenhalle kann als Stützpunkt einer neuen, jungen Gartenkultur dienen. Pflanzenanzucht, Mietbeete, Pflanzenmarkt, auch Selbsthilfewerkstätten und ein kleines Café können untergebracht werden, die Gebäudestruktur ist flexibel und die für die Gartenschau notwendigen Flächen erlauben auch eine lebhafte Nachnutzung.
3. Während der Gartenschau
Die Landesgartenschau in Torgau wird direkt über den Bahnhof erschlossen, die Besucher erleben hier einen ersten Auftakt mit Gärtnermarkt und den Gärten der Partnerstädte. Nach dem ersten Trubel taucht man ein in das Glacis mit seinem alten Baumbestand. Die Kinder können sogleich zum Stelzenspielplatz mit großen, begehbaren, an japanische Origami-Kraniche erinnernden Figuren abbiegen, die Eltern genießen derweil den Blick über den Teich. Etwas komplentativer am gegenüberliegenden Ornis-Steg, der ideale Bedingungen für die Vogelbeobachtung bietet.
Entlang der Wegeschleife im Glacis werden dauerhafte und wechselnde Pflanzungen mit schattenliebenden Stauden angelegt. Hosta, Waldgeißbart, Maiglöckchen, Glockenblumen, Waldmeister, Hortensien, Rhododendren und andere sind standortgerecht und erinnern an die Entstehungszeit des Parks zur Gründerzeit. Wer den Blick hebt, kann die Internationale Nisthilfen-Bauausstellung bewundern!
Im östlichen Glacis müssen sich die Gäste entscheiden, welche Richtung eingeschlagen wird. Wir empfehlen zuerst einen Rundgang zum Jungen Garten, hier tobt das Leben am großen Kletternetz. Mit Wechselflor und Blumenhalle entsteht hier ein gärtnerischer Schwerpunkt, mit direktem Anschluss an die Kleingärten.
Ein großer Biergarten lädt zum verweilen, während sich die Kinder schon wieder in der Klettervoliere vergnügen!
Eine weitere, eher kontemplative Runde schließt sich mit dem Eichwiesenweg an. Zuerst verweilt der Blick vom Wiesenbalkon auf der weiten Fläche, die schönen Kiefern und Eichen ziehen die Blicke auf sich. An der Skaterbahn entlang geht es auf einem sonnigen Weg mit blühenden Wildstauden Richtung Elbe. Der Deichgucker erlaubt einen Blick über den Deich auf die Flusslandschaft, und auch der Blick zurück auf die manchmal überflutete Wasserlandschaft mit der markanten Eiche lohnt sich. Kleine Spielangebote im unter Bäumen lassen es auch hier nicht langweilig werden.
Zurück über das Glacis geht es zum Elbwächter, hier trifft der alte Stadtpark auf die Elbe, der Blick öffnet sich. Ein Stück entlang des Elbufers geht es zum Unterhafen und weiter zum ehemaligen Schlachthof. Ein Hain verbindet die Elbuferpromenade mit dem Stadthallengarten. Hier ist auf der alten Bastion ein Aussichtspunkt entstanden, mit Blick über üppige Stauden und Wechselflor auf die Altstadtsilhouette mit Schloss Hartenfels und Marienkirche. Die Kleinen bewältigen den Abstieg ganz schnell per Hangrutsche.
Im Stadthallengarten finden auch die großen Veranstaltungen statt, und hier befindet sich auch der größte Cateringpunkt mit großem Biergarten unter Bäumen.
Klein aber fein präsentiert sich auf dem Rückweg zum Glacis die Bastion VII mit Ausstellungen zur Geschichte in den Gewölben und im Freien. Authentische Spolien und andere Fundstücke erzählen von der Stadtgeschichte.
Inspiriert vom Blick zur Altstadt, werden hoffentlich viele Besucher Lust auf die weitere Erkundung der Stadt bekommen! Entlang der Elbuferpromenade geht es auf kurzem Weg direkt zum Schloss und die Gäste tauchen ein in die reiche Geschichte der Stadt.