1. Preis: Gustav-Adolf-Gedenkstätte
Nichtoffener Wettbewerb: Erweiterung Gustav-Adolf-Gedenkstätte
Lageplan
Ausgehend vom historischen Bestand mit Schinkel-Baldachin, Kirche, Schwedenhäusern, sowie den
raumprägenden Einfriedungen und Großbäumen, soll das Ensemble in Form eines Museumscampus erweitert
werden. Das neue Gebäude wird an der nordöstlichen Grundstücksecke positioniert, der breite
Gehweg entlang der Bundesstraße wird auf der Ostseite als durchgehendes Band um das Gebäude
herumgezogen und verbindet den äußeren Teil mit dem neuen Campus. Die Erschließung vom Parkplatz
erfolgt über dieses Band, der Zugang befindet sich in der Achse der historischen Via Regia, welche den
Campus quert und in der östlich anschließenden Allee sichtbar im Bestand fortgeführt wird.
Der Zugang in das neue Gebäude erfolgt von der Südseite in das Foyer, welches die gesamte Südwestfassade
einnimmt und somit die Ausstellungen im Museum mit den im Freiraum vorhandenen
„Ausstellungsstücken“ Baldachin, Kirche und Schwedenhäusern verbindet. Der Campus ist, aufbauend
auf den Bestand, in vier Teile gegliedert: Kirchhof mit Baldachin, Schwedenhof mit den Schwedenhäusern,
und Museumshof mit einem kleinen Parterre im Anschluss an das neue Gebäude. Vom Museumshof
aus betreten die Besucher den Campus und erreichen die beiden anderen Gebäude sowie den
Schwedenstein. Der Verlauf der Via Regia wird als abgesetzter Belag im Boden sichtbar gemacht und
verbindet die bestehende Allee mit dem Campus.
Das Parterre ergänzt die Ausstellung im Museum durch eine optische Installation im Freiraum. Von der
etwas tiefer gelegene Fläche werden drei definierte Blicke auf das historische Schlachtfeld nördlich
der Straße inszeniert. Das Parterre steigt in Richtung Straße leicht an und bildet so einen künstlichen
Horizont in Höhe des Sockels des bestehenden Zaunes (so dass die Autos nicht mehr wahrnehmbar
sind), der historische Stahlgitterzaun am Baldachin wird ebenfalls in abgewandelter Form fortgesetzt.
Vertikale Lamellen stehen in einem engen Abstand und sind stellenweise so verdickt, dass von den
Blickpunkten im Parterre aus gesehen schematische Bilder entstehen. Der Zaun wirkt also wie eine
Projektion, es werden drei Bilder nach historischen Vorlagen erzeugt, sie sind in zeitlicher Reihenfolge
entsprechend den historischen Ereignissen geordnet:
10:30 Das Heer.
Auf Grundlage historischer Karten und Abbildungen wie dem Kupferstich von Matthäus Merian wird
die Schlachtordnung nördlich der Straße in Blöcken visualisiert. Dem Betrachter bietet sich vor dem
Hintergrund des realen Feldes eine Überblendung mit den Abteilungen und Reihen der Soldaten, so
dass die Dimensionen der historischen Schlachtordnung direkt erfahrbar werden.
11:30 Die Schlacht von Lützen.
Ein Auszug aus der Radierung von Johann Wilhelm Baur zeigt eine Szene aus dem eigentlichen Kampf,
die schematische Darstellung projiziert die Kampfhandlungen im Detail.
12:00 Tod Gustav II. Adolfs.
Mit Blick auf genau die Stelle, an welcher Gustav Adolf starb, wird die reale Szenerie des heutigen
Ackers mit einem Auszug aus der Lithogaphie von Julius Giere überblendet.
Diese Überblendung des realen Ortes, heute wie damals ein landwirtschaftlich genutztes Feld, mit den
räumlichen Dimensionen und Szenen aus der Schlacht, verknüpfen das historische Ereignis mit dem
Ort. Somit sind weitere Installationen auf dem Feld nicht erforderlich, die gelenkten Blicke ordnen das
historische Geschehen räumlich ein. Ganz praktisch ist dieses Observatorium auch eine Einfriedung
des Museumscampus, und die changierenden und in der Bewegung der Besucher veränderlichen Bilder
sind auch von außen im vorbeifahren kurz wahrnehmbar und machen so neugierig auf das neue
Museum, welches wie ein stiller Begleiter, unaufdringlich die neu geschaffene Situation zum Parkplatz
hin abschließen. Das klare Gebäudevolumen führt im ländlichen Kontext zu einer fast lapidar
wirkenden Anmutung des Hauses, wie man sie von landwirtschaftlich genutzten Gebäuden gewohnt
ist. Die Wahl von schwarz eingefärbten Beton, sowie die dunkle Blechdeckung und klare Details verfremden
den ländlichen Charakter hin zu einem selbstbewussten musealen Gebäude. Der schwarze
Beton dominiert auch im Innenraum. Die sensible Beleuchtung der Räume über Oberlichter, sowie die
bewusst gesetzten großformatigen Öffnungen, die gezielte Ausblicke wie Bilder frei geben, führen zu
einer Atmosphäre die einerseits auf das Umgebende fokussiert, andererseits auf das Hauptexponat
vorbereitet.
ca. 10.500 m2
laufend
Stadt Lützen, Grundstükseigentümer
F29 Architekten, Dresden
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Nichtoffener Wettbewerb