1. Preis: Ehemaliges VION-Gelände

Nichtoffener Wettbewerb: Entwicklung ehemaliges VION-Gelände Wunstorf
1. Preis: Ehemaliges VION-Gelände
Lageplan

Städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb, um die Grundlagen für eine zukunftsorientierte Entwicklung und Reaktivierung des Geländes als Wohnstandort zu schaffen und Impulse für die Stadtentwicklung im Wunstorfer Osten zu setzen.

Hintergrund:
Als die Vion Food Groupe im Jahre 2014 ihre Produktionsstätte in Wunstorf schließt, geht für den zwischen der Wunstorfer Innenstadt und dem Stadtteil Luthe gelegenen Standort eine mehr als 100 jährige Industriegeschichte zu Ende.
Im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich Wunstorf Ende des 19. Jhdts. zu einem wichtigen Standort der Nahrungsmittelindustrie, dessen Schwerpunkt das später zum Langnese Iglo Konzern gehörige Werk südlich des Luther Weges bildete. In der Hochphase der Produktion, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem auf Tiefkühlprodukte konzentrierte, waren mehr als 1.000 Personen in dem Werk beschäftigt, womit der Standort eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Wunstorf besaß.
Aufgrund fehlender räumlicher Entwicklungspotenziale, bedingt durch das Siedlungsflächenwachstum im Umfeld des Werkes nach dem Kriege, geriet die wirtschaftliche Entwicklung des Standortes Ende der 1990-er Jahre ins Stocken. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln wurde 2014 schließlich das Ende der Produktion verkündet.
Aufgrund der Lage des Wettbewerbsgebietes (ca. 6 ha) zwischen den Verkehrstrassen im Süden und Westen und den Wohngebieten im Norden ist eine Reaktivierung als zeitgemäßer, produzierender Gewerbestandort nicht möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht:
Mit großer Klarheit präsentiert die Arbeit die Idee eines nach Norden abfallenden Parks, der das Problem des Lärmschutzes löst, aber aus dieser städtebaulichen Pflichtübung eine eigene Qualität entwickelt. Mit Tiefen von 30 m bis 80 m erhält der Park ausreichend Raum, um im Quartier eine große Wirksamkeit zu entfalten. Keilförmig wird der Freiraum bis tief in die Wohnfelder hineingezogen und trägt mit dem Nachbarschaftsplatz und einer großzügigen Spielwiese zu einer besonderen Wohnatmosphäre bei. Am östlichen Ende zur Bahnhofstraße öffnet sich platzartig ein Quartierseingang.
Von den Freiräumen wird das Gebiet in drei Bereiche gegliedert, die vom Lutherweg und über die Jenaer Straße / Bahnhofstraße erschlossen werden. Während sich zum Park hin und mit idealer Ausrichtung nach Südwesten raumbildender drei- bis viergeschossiger Wohnungsbau orientiert, ist der nördliche und östliche Bereich zum Lutherweg / Jenaer Straße den Reihen- / Einfamilienhäusern vorbehalten. Damit fügt sich das Gebiet selbstverständlich und strukturell verträglich in die Umgebung ein.
Durch diese einfache Ordnung erzeugt der Entwurf eine hohe städtebauliche Qualität, attraktive öffentliche Räume und sinnvoll gesetzte Bautypologien.
Der zwingend erforderliche Lärmschutz wird durch den geforderten Wall mit Wand erfüllt.
Die Arbeit besticht durch die eindeutige Definition der Freiräume und Ausformung einer klaren Typologie von Platz, Straße und Park, die ihre jeweils eigenen ästhetischen wie auch sozialen Qualitäten entfalten.
Mit 235 Wohnungen werden die Zielvorgaben erfüllt. Aus wirtschaftlicher Sicht müsste der Anteil an Einfamilien- / Reihenhäusern mit derzeit 99 Wohnungen durchaus höher liegen. Der Entwurf bietet die besondere Chance, für das neue Quartier und die angrenzenden Wohngebiete ein interessantes Angebot zu schaffen und ein starkes Profil innerhalb Wunstorfs zu entfalten. Damit trägt es zur Identität eines nicht ganz einfachen Standorts bei und wertet auch die angrenzenden Wohngebiete auf: Der Park in dieser Form wird sich als ein Geschenk an die Stadt erweisen.

6 ha

laufend

09.2016 bis 03.2017

Stadt Wunstorf; Grundstückseigentümer

OCTAGON architekturkollektiv, Leipzig

Nichtoffener Wettbewerb

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