Wilhelm-Leuschner-Platz

Machbarkeitsstudie
Wilhelm-Leuschner-Platz
Lageplan

Landmarken, d.h. weithin sichtbare gebaute Objekte dienen der Orientierung im Stadtraum und stellen in diesem Fall kulturelle Zentren und/ oder prägende Leipziger Wahrzeichen dar, z. B. City-Hochhaus 142 m, Europahochhaus 56 m oder Peterskirche 88 m. Blickachsen zu und zwischen den genannten Landmarken sind wichtige Bestandteile der Stadtwahrnehmung. Durch gezielte Raumkanten, aber vor allem auch bewusst geschaffene Offenheit und Weite können diese erst richtig zur Geltung kommen. Wegeströme welche den Wilhelm-Leuschner-Platz momentan prägen, verlaufen vor allem in Nord-Süd-Richtung zwischen Leipziger Zentrum und Südvorstadt.
Dreh- und Angelpunkt ist hierbei die Tram-Haltestelle „Wilhelm-Leuschner-Platz“. Derzeit untergeordnete Querverbindungen nehmen an Bedeutung zu.
Bei einer Überlagerung von Blickbeziehungen und Wegeströmen wird deutlich, dass diese nahezu deckungsgleich sind, manchmal aber auch leicht voneinander abweichen. Um die Schaffung der gewünschten Sichtachsen und Wegebeziehungen zu ermöglichen und um eine Verknüpfung zur  bestehenden Grünstruktur herzustellen, schlagen wir vor, den Promenadenring als grünes Band im nördlichen Bereich des Wilhelm-Leuschner-Platzes fortzuführen. Die Umgestaltung der Grünewaldstraße als einspurige Straße mit neu angelegten Radwegen, zwei Bushaltestellen und 2 Fußgängerüberwegen im Bereich Verlängerung Leplaystraße und Brüderstraße werden in den Entwurf mit einbezogen. Zusammen mit dem gestalteten Addis-Abeba-Platz und dem geplanten Schulneubau in der Leplaystraße als neue Impulse erhält die Grünewaldstraße zunehmend Potential. Sie stellt einen Auftakt zur Windmühlenstraße (Leipzig Süd-Ost) dar. Somit sollte die neue Bebauung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz keineswegs nur eine „Rückseite“ bilden, sondern vor allem im Erdgeschoss durch Ladengeschäfte bzw. öffentliche Nutzungen präsent und erlebbar sein. Um die Idee der übergeordneten Blick- und Wegebeziehungen bei der Gestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes verdeutlichen zu können, haben wir den Betrachtungs- bzw. Bearbeitungsraum für uns um das südliche Baufeld erweitert und möchten außerdem eine grobe Zonierung der westlich liegenden Platzseite empfehlen. Außerdem haben wir an 3 Stellen eine Modifizierung der Baufeldkanten vorgenommen. Im Norden wird ein Teil des Baufeldes nach Süden hin eingerückt (- ), der Verlauf der weitergeführten Brüderstraße wird nach Norden eingedreht (- Markthalle, + südliches Baufeld) und das südliche Baufeld wird Richtung Windmühlenstraße leicht vergrößert und wird somit „an den Platz“ geholt. Durch die teilweise Verkleinerung der Grundfläche der Baufelder, vor allem aber aus der  städtischen Gesamtsituation inmitten prägnanten Hochpunkte und großer Gebäude entlang des gesamten Promenadenringes schlagen wir die Erhöhung der zwei nördlichen Baufelder um ein Geschoss vor.
Die Ansicht des nördlichen Baufeldes wird schmaler, das südliche Baufeld erhält eine Fassade zum Platz. Der Rhythmus und die Höhe der 3 Gebäude erzeugt eine Staffelung zur Innenstadt hin.  Die 3 Gebäude werden als Blöcke ausformuliert, wobei der mittlere Block (Markthalle) ein durchgehendes Erdgeschoss aufweist, der nördliche Block könnte abhängig von der Nutzung ebenfalls im Erdgeschoss vollständig überbaut sein. Der südliche (Wohn-) Block erhält einen großen (halböffentlichen) Innenhof. Die Höfe und Dachflächen sind als Grünfläche bzw. -dach zu verstehen. Das erhöhte Erdgeschoss (5m) ist leicht zurückgesetzt, Arkaden sind möglich und durchaus vorstellbar als Übergang zum offenen Platz, müssen unserer Auffassung nach aber nicht festgesetzt werden, sondern sind abhängig von der Nutzung und dem konkreten Gebäudeentwurf. Das oberste Geschoss (6 bzw. 7) ist jeweils ebenfalls deutlich zurückgesetzt.
 Durch die Veränderung der Außenkanten und Grundflächen werden die Proportionen der 3 Blöcke angeglichen, wodurch sie typologisch einen ähnlichen Duktus erhalten. Sie können jedoch architektonisch unterschiedlich ausgestaltet werden. Hochpunkte befinden sich im Nordosten als Pendant zum Ringcafé und im Südosten als Auftakt zur Windmühlenstraße. Alle drei Gebäude können mit einem Untergeschoss ausgestattet sein. Im südlichen Wohnblock als Tiefgarage für die Bewohner, im mittleren und nördlichen Block als Anlieferzone, Parkhaus, Lagerflächen oder Flächen für die Gebäudetechnik.
Nutzungen und Daten:
Nordblock (Gewerbe/Büro) GFZ 4,4 BMZ 19,5
Mittelblock (Markthalle/Gewerbe/Büro) GFZ 4,9 BMZ 20,8
Südblock (Wohnen/Gewerbe) GFZ 4,0 BMZ 17,1

Das Wegenetz der Fußgänger führt zukünftig verstärkt über den offenen Platz, die Hauptrichtung ist nach wie vor Nord-Süd (Zentrum-Südvorstadt). Allerdings wird eine neue Achse (ehemalige Markthallenstraße) entlang der gewerblichen Erdgeschosszone der Blöcke als „Flaniermeile“ entstehen. Die Querungen durch die Blöcke vernetzen das östlich angrenzende Gebiet mit dem Platz. Die Radwege werden ebenfalls über den Platz bzw. zurückgesetzt vom Straßenraum geführt (Nord-Süd und nördliche Ost-West-Verbindung). In der Grünewaldstraße werden die Radwege gemäß Planung neu angelegt. Bestehende Überwege (Ampeln) werden weiter genutzt und gewinnen z.T. an Bedeutung, z.B. Übergang Martin-Luther-Ring im Bereich Bowlingcenter und Übergang Peterssteinweg Bereich Stadtbibliothek. Außerdem werden laut Planung 2 Übergänge in der Grünewaldstraße ergänzt (Verlängerung Leplaystraße und Brüderstraße).
Grundsätzlich ist der Verkehr vom Platz weg organisiert. Die Platzfläche ist lediglich in Ausnahmefällen befahrbar (z.B. Veranstaltungen). Die Feuerwehrzufahrten für die 3 Blöcke, das Bowlingcenter und den Eingang zur S-Bahn sind gewährleistet. Leplaystraße und Brüderstraße sind Sackgassen mit Längsparken. Ebenerdig funktioniert die Anlieferung über Höfe, in denen Lastwagen stehen und wenden können und wird über die Grünewaldstrasse zurückgeführt. Optional sind Rampen (mit 12% Steigung und 42m Länge) längs der Grünewaldstrasse und eine Verteilung des Park- und Anlieferverkehrs im UG möglich.
Die reine Platzfläche mit ihren 9.400 qm wird im Norden und Westen vom weitergeführten Grünring (Klammer 1, 11.100qm) und im Osten und Süden von der „Flaniermeile“ entlang der geplanten Erdgeschossnutzung (Klammer 2, 4.800qm) gefasst. Der Platz dient als Bühne (Veranstaltung/Installation/Kunst), Oase (Verweilen/Zurückziehen/Genießen), Drehkreuz (Verkehrsknoten/Treffpunkt) und
Denkmal(Informieren/ Denken/Ruhen).

Machbarkeitsstudie