CHORUS / Vorplatz iDiv
Neugestaltung Vorplatz Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung
Vorplatz und Kunst am Bau als gemeinsames Projekt mit der Künstlergruppe nachbars garten - Elisabeth Howey, Enne Haehnle, und Kay Zimmermann
Die Platzgestaltung am Neubau des iDiv-Forschungsgebäudes basiert auf den Ergebnissen eines „Kunst am Bau“ - Wettbewerbs, den der Freistaat Sachsen 2019 durch das Sächsische Immobilien und Baumanagement (SIB) ausgelobt und durchgeführt hatte. Im Vorfeld hatten sich das SIB und die Universität Leipzig dafür entschieden, das freistaateigene Grundstück nicht einzufrieden, sondern für die Stadtgesellschaft zu öffnen und mit einem Gestaltungswettbewerb den Herausforderungen des öffentlichen Raums zu begegnen.
Die Realisierung und Umsetzung des Entwurfs wurde im Dezember 2020 abgeschlossen - seitdem bevölkern Skulpturengruppen den Platz, laden zum Verweilen ein, wecken Neugierde und machen Passanten auf die Forschungsthemen des iDiv aufmerksam.
4.100 qm
abgeschlossen
10.2019 bis 03.2021
Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Leipzig II
Künstlergruppe nachbars garten (Elisabeth Howey, Enne Haehnle, Kay Zimmermann), Leipzig
Kay Zimmermann (Fotos)
Freiraumplanung LP 2 - 8 (vollständig)
zum Wettbewerb
Lageplan
Für den Vorplatz des iDiv wurde basierend auf Konzepten der Interaktion, der Offenheit und Durchlässigkeit von Systemen, der Überlagerung und Durchdringung von Formen ein gemeinsames Ganzes entwickelt: das Ensemble chorus. Landschaftsarchitektonische und skulpturale Elemente greifen ineinander, gehen Beziehungen ein und schaffen Resonanzen.
Das Ensemble chorus markiert den Ort zunächst durch die Körperlichkeit der Skulpturen, durch ihre physische Präsenz, die Fragen aufwirft. Passanten und Betrachter diskutieren eine mögliche Zuordnung, wollen ergründen, wieviel unterschiedliche Formen vorkommen, ob alle wohl der gleichen Art angehören, ob es sich um „Boden-, Wasser-, oder andere Lebewesen“ handeln mag. Die ungewöhnliche Anwesenheit von organoiden Körpern in urbanem Kontext irritiert ebenso wie deren Nicht-Klassifizierbarkeit. Die Skulpturen nehmen sich Raum, besetzen - teils in größeren Verbänden, teils als Individuen oder kleine Gruppen - an mehreren Stellen das Gelände.
Die Platzfläche an sich wird gegliedert von großzügigen etwas tiefer liegenden Pflanzinseln, die in den hellen Asphaltbelag eingeschnitten sind und damit Natur und Wachstum einen Raum geben. Der äußere Rand ist als Halbtrockenrasen angelegt, die inneren Inseln mit Wildstaudenmischungen ausgestattet. Drei Sitzbänke laden in dieser zentralen Fläche zum Treffen und Verweilen ein.
Die Grenzen von Beet und Weg werden verknüpft durch die Skulpturengruppen, die diese Grenzen ignorieren, sich daran entlang oder darüber hinaus gruppieren. Die Skulpturen bevölkern den Platz, werden ihrerseits bevölkert und möglichst im Laufe der Jahre von den Pflanzen besiedelt. So bilden sich neue Habitate.
Vegetation
Das Konzept des chorus sah bereits von Anfang an ausschließlich die Verwendung heimischer, standortgerechter Arten vor. In der Realisierung wurde dann die Pflanzenauswahl in Absprache zwischen den beteiligten Landschaftsarchitekten und Biologen des iDiv entwickelt.
In den äußeren Pflanzflächen ist ein Halbtrockenrasen angelegt, in diesem sind bei der Aussaat über 40 verschiedene Arten an Wildkräutern enthalten. Die drei innen gelegenen Pflanzinseln sind mit artenreichen Wildstaudenmischungen bepflanzt. Deren Artenspektrum ist für sonnige, trockene Standorte ausgelegt und umfasst ca. 30 verschiedene Arten. Die Wildstaudenmischungen und die Kräuterwiesen sind so ausgelegt, dass sich die Artenzusammensetzung im Lauf der Zeit ändern kann, dieser Prozess wird bewusst zugelassen.
Das Vegetationskonzept wird ergänzt durch die Pflanzung von Eichen, Traubenkirschen und Felsenbirnen. Die Gehölze ergänzen das Artenspektrum und bieten ihrerseits Lebensraum für Insekten und Vögel.
Skulpturen Materialität
Die einzelnen Skulpturen sind zwischen 1,60 m und 2,20 m lang und gruppieren sich zu Verbänden von bis zu 6 m Länge.
Sie sind ausgeführt als Vollgüsse und bestehen aus selbstverdichtetem weiß pigmentiertem Beton. Die Oberflächen der Skulpturen sind divers und zeigen den Entstehungsprozess des Gießens in Beton. In den Landschaften aus Poren und Mulden werden sich Wasseransammlungen bilden, werden Samen einen Ansatz zum Keimen, Pflanzen und Tiere einen Ort zur Besiedlung finden.
Ausblick
Der Vorplatz des iDiv wird in Zukunft auf verschiedenste Art genutzt und erlebt werden: zum einen als Entree des markanten Forschungsgebäudes, als Vorplatz auf dem es im Lauf der Jahre wahrscheinlich zu einem zunehmenden Artenreichtum kommen wird. Zum anderen dient der Platz auch als Verbindung zwischen Einrichtungen des ÖPNV und dem Gelände der „Alten Messe“ und wird somit als öffentlicher und urbaner Raum stark frequentiert werden. Es wird ein Ort sein, an dem sich Menschen, Pflanzen und Skulpturen begegnen - nicht im Sinne eines Hortus conclusus oder Skulpturengartens im klassischen Sinn - sondern ein Ort, an dem sich ästhetische und ökologische Aspekte überlagern, ein Ort an dem in längeren Zeitschnitten Transformation sichtbar sein wird, an dem es zu einer Vielzahl von Interaktionen kommen wird: Mensch/Skulptur; Skulptur/Pflanze; Pflanze/Mensch; Pflanze/Pflanze; Pflanze/Tier; Tier/Skulptur ...